Podcast-Challenge #5
Ich gebe es offen zu. Mitten der ersten Episode war ich raus. Meine Erwartungen waren eher gedämpft, wissenschaftliche Betrachtung von Monstern im Rollenspiel? Dachte ich, dass ich diesen Podcast so nebenbei anhören könnte, schlug ich hart auf den monströsen Boden der Realität auf. Denn dieser Podcast ist anders als die davor gehörten. Man hört ihn nicht mal eben so. Dies liegt an der Herangehensweise, an der Sprache und an der Tiefe.
Ich habe die Episode dann abgebrochen, mich gerappelt, geschüttelt und schließlich neu gestartet. Diesmal aufmerksam und neugierig. Warum gibt es Monster und welchen Zweck erfüllen sie?
ungeheuer vernünftig – Rollenspiel und Wissenschaft. Auf ihrer Webseite schreiben sie: „An dieser Stelle wollen wir den beliebten Themen des Pen-and-Paper-Rollenspiels – Monster, Magie, Mythen und mehr – mit den Waffen der Geistes-, Gesellschafts- und Naturwissenschaften zu Leibe rücken. Wir wollen fragen, wie die Erkenntnisse der Philosophie, Psychologie und Soziologie, der Literatur- und Geschichtswissenschaft, aber auch der Biologie, Physik und Informatik den Blick auf unser Hobby schärfen und sich im Rollenspiel praktisch anwenden lassen.“
Und das haben sie sich nicht nur vorgenommen, sondern auch umgesetzt. Eine historische Einordnung fehlt ebenso wenig wie Definitions- und Begriffsklärungen, der Auseinandersetzung mit der psychologischen Wirkung, der soziokulturellen Funktion oder einer philosophischen Betrachtung.
Sie gehen dabei weit über „Rollenspiel“ hinaus, greifen in unsere Geschichte, unsere Kultur, ordnen ein und sortieren neu. Sie zeigen, dass die Metaphern „Monster“ bzw. „mönströs“ aktueller sind, als wir es als Rollenspieler vermuten würden.
Die verwendete Sprache ist gut verständlich, auch wenn so mancher fremdsprachliche Begriff und Fachterminus entweder hingenommen oder nachgeschlagen werden muss.
Wichtig – und damit unbedingt empfohlen – ist die Hörreihenfolge. Denn die Episoden bauen aufeinander auf, vertiefen Schritt für Schritt das Wissen und die Perspektiven.
Für wen ist also dieser Podcast? Für Systemschaffende, die nach besseren Einfällen als stumpfe Kreaturen in ihrem Bestiarium suchen. Für Spielleiter:innen, deren Spieler:Innen nach anderen Lösungen für Monster als das Schwert und den Feuerball rufen. Für Spielende, die den Schrecken in Cthulhu und Co besser verstehen möchten. Für Weltenbauer, die ihren Kulturen und die dahinterstehenden Mechanismen der kreierten Gesellschaften zu Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Umgang mit Minderheiten besser verstehen und damit besser umsetzen wollen. Oder einfach auch für alle, die einfach mehr über die geschichtlichen, gesellschaftlichen und psychologischen Aspekte des Ungeheuerlichen wissen möchten. All jenen ist dieser Podcast wärmstens ans Herz bzw. Ohr gelegt. Der ist nämlich ungeheuer gut.
Dieser Podcast ist zu hören auf: